Lockerschneelawinen und Altschneeproblem

Ab Dienstag fielen vor allem entlang der Grenze zu Slowenien und Italien 40 bis 70 cm Neuschnee, lokal auch mehr. Begleitet wurde das Niederschlagsereignis von meist mäßigem Nordwind. Abbildung 1 zeigt die registrierten Schneehöhen an der automatischen Wetterstation Nassfeld – Watschiger Alm. Abbildung 2 zeigt die registrierten Windgeschwindigkeiten und Windrichtungen an der automatischen Wetterstation Plöckenpass.

Abbildung 1: Die registrierten Schneehöhen an der automatischen Wetterstation Nassfeld auf 1607 m

Abbildung 2: Die registrierten Windgeschwindigkeiten und Windrichtungen an der automatischen Wetterstation Mauthner Alm auf 1765 m

Auch in den nordwestlichen Gebirgsgruppen fielen ab Dienstag 20 bis 30 cm Neuschnee. Vor allem entlang der Grenze zu Salzburg blies der Nordwind dabei teilweise stark. Abbildung 3 zeigt die registrierten Windgeschwindigkeiten und Windrichtungen an der automatischen Wetterstation Eissee.

Abbildung 3: Die registrierten Windgeschwindigkeiten und Windrichtungen an der automatischen Wetterstation Eissee auf 2794 m

VERLAUF DER GEFAHRENSTUFE

Abbildung 4 zeigt den zeitlichen Verlauf der ab 20. April ausgegebenen Gefahrenstufen in den Karawanken und deren Seehöhen. Mit dem Niederschlagsereignis stieg die Lawinengefahr ab Dienstag an.

Abbildung 4: Zeitlicher Verlauf der ab 20. April ausgegebenen Gefahrenstufen in den Karawanken und deren Seehöhen

Abbildung 5 zeigt den zeitlichen Verlauf der ab 20. April ausgegebenen Gefahrenstufen in der Glocknergruppe, Goldberggruppe & Ankogelgruppe und deren Seehöhen. Mit den immer wieder entstehenden Triebschneeansammlungen stieg die Lawinengefahr am Samstag an und veränderte sich mit dem Altschneeproblem kaum. Mit einem Anstieg der Gefahr von Gleitschneelawinen stieg die Lawinengefahr am Freitag in allen Höhenlagen an.

Abbildung 5: Zeitlicher Verlauf der ab 20. April ausgegebenen Gefahrenstufen in den Karawanken und deren Seehöhen

SCHNEEDECKE

Die nächtliche Abstrahlung war in der vergangenen Woche zwar verbreitet eingeschränkt, immer wieder war die nächtliche Abstrahlung jedoch zeitweise lokal recht gut. Abbildung 6 zeigt die registrierten Schneetemperaturen an der automatischen Wetterstation Liesgele. Dort konnten vor allem in der Nacht von Sonntag auf Montag tiefe Schneeoberflächentemperaturen registriert werden. Mit einer warmen Altschneedecke und tiefen Schneeoberflächentemperaturen wurde der obere aus lockerem Neuschnee bestehende Teil der Schneedecke aufbauend umgewandelt. So entstand eine kantig aufgebaute Schwachschicht oberhalb der stabilen Kruste. Der ab Dienstag fallende Neuschnee bewirkte die Entstehung eines überlagernden Brettes.

Abbildung 6: Die registrierten Schneeoberflächentemperaturen und Windrichtungen an der automatischen Wetterstation Liesgele auf 2290 m

Lokal war die nächtliche Abstrahlung zeitweise recht gut wie hier am Mölltaler Gletscher

In der Nacht von Samstag auf Sonntag war die nächtliche Abstrahlung in den Karnischen Alpen recht gut

Abbildung 7 zeigt ein Schneeprofil aus der Goldberggrupee vom Montag 22.04.2024. Dabei konnten oberhalb einer stabilen Kruste kantig aufgebaute Schneekristalle festgestellt werden. Der untere Teil der Schneedecke war feucht. Mit den durchgeführten Stabilitätstest konnte jedoch am Montag vor dem Neuschnee noch keine Bruchfortpflanzung erzeugt werden.

Abbildung 7: Schneeprofil aus der Goldberggruppe vom 22.04.2024

EREIGNISSE

Am Mittwoch und Donnerstag konnten Schwachschichten im oberen Teil der Schneedecke an allen Expositionen durch künstliche Lawinenauslösungen ausgelöst werden. Die spontane Aktivität von Lockerschneelawinen nahm mit der Sonneneinstrahlung am Donnerstag deutlich zu.

Künstlich ausgelöste Schneebrett-Lawine Größe 1 in der Goldberggruppe auf rund 2250 m; Exposition: Süd; Auslösezeitpunkt: Donnerstag

Die spontane Aktivität von Lockerschneelawinen nahm mit der Sonneneinstrahlung am Donnerstag in der Goldberggruppe deutlich zu

Lockerschneelawinen im Bereich Guttal in der Goldberggruppe

Lawinenunfall am Wurtenkees, Donnerstag 25.04.2024

Zwei Freerider fuhren um die Mittagszeit im Skigebiet Mölltaler Gletscher, abseits der gesicherten Piste neben dem Gletscher Jet in ca. 2800 m Höhe in einen rund 35 Grad steilen Hang ein. Der Verunfallte, welcher zu diesem Zeitpunkt von seinem Kameraden, von einem Punkt oberhalb des Lawinenhanges, beobachtet wurde, löste dabei ein sehr lockeres ca. 50 m breites Schneebrett aus, von welchem er mitgerissen und total verschüttet wurde. Sein Kamerad und weitere Variantenskifahrer setzten die Rettungskette in Gang und konnten den Verschütteten nach ca. 15-30 Minuten aus 1.5 m Tiefe bergen. Ein anwesender Arzt begann bis zum Eintreffen des Notarzthubschraubers mit der Reanimation. Der Verunfallte wurde mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen.

Lawinenunfall am Wurtenkees, Exposition Nordwest, Lawinengröße 2, Donnerstag 25.04.2024

AUSBLICK

Das Altschneeproblem bleibt vor allem an Schattenhängen bestehen. Mit der Erwärmung steigt die Gefahr von Nass- und Gleitschneelawinen an.