Intensiver Schneefall, spontane Lawinen & Durchnässung der Schneedecke

WETTER

Am Freitag Nachmittag fielen vor allem in den Karnischen Alpen bis zu 100 cm Schnee in nur wenigen Stunden. In den nordwestlichen Gebirgsgruppen wurden bis zu 50 cm Neuschnee registriert. In den östlichen Gebirgsgruppen lag die Schneefallgrenze mit rund 1800 m erneut sehr hoch. Begleitet wurde das Niederschlagsereignis von meist mäßigem Wind aus südlichen Richtungen. Während des Niederschlagsereignis wurde der Wind schwächer. Abbildung 1 zeigt die registrierten Windgeschwindigkeiten und Windrichtungen an der automatischen Wetterstation Nassfeldpass. Abbildung 2 zeigt die registrierten Windgeschwindigkeiten und Windrichtungen an der automatischen Wetterstation Eissee.

Abbildung 1: Die registrierten Windgeschwindigkeiten und Windrichtungen an der automatischen Wetterstation Nassfeldpass in den Karnischen Alpen auf 1503 m

Abbildung 2: Die registrierten Windgeschwindigkeiten und Windrichtungen an der automatischen Wetterstation Eissee in der Goldberggruppe auf 2794 m

Am Dienstag fielen in den Karnischen Alpen rund 20 cm Schnee, in den restlichen Gebirgsgruppen rund 10 cm. Abbildung 3 zeigt die registrierten Schneehöhen an der automatischen Wetterstation Rossboden/Pal.

Abbildung 3: Die registrierten Schneehöhen an der automatischen Wetterstation Rossboden/Pal in den Karnischen Alpen auf 1686 m

VERLAUF DER GEFAHRENSTUFE

Abbildung 4 zeigt den zeitlichen Verlauf der ab 22. Februar ausgegebenen Gefahrenstufen in den Karnischen Alpen West und deren Seehöhen. Mit dem Beginn der Niederschläge stieg die Lawinengefahr am Freitag markant an.

Abbildung 4: Zeitlicher Verlauf der ab 22. Februar ausgegebenen Gefahrenstufen in den Karnischen Alpen West und deren Seehöhen

Abbildung 5 zeigt den zeitlichen Verlauf der ab 22. Februar ausgegebenen Gefahrenstufen in der Glockner-, Goldberg- und Ankogelgruppe und deren Seehöhen.

Abbildung 5: Zeitlicher Verlauf der ab 22. Februar ausgegebenen Gefahrenstufen in der Glockner-, Goldberg- und Ankogelgruppe und deren Seehöhen

SCHNEEDECKE

Die unmittelbar vor dem Niederschlagsereignis erstellten Schneeprofile zeigten potentielle Schwachschichten an Schattenhängen oberhalb von rund 2400 m (Abbildung 6). Es konnten weiche Schichten im Bereich der Triebschneeansammlungen vom 19.02. und 20.02. festgestellt werden. Zusätzlich konnten im oberen Teil der Altschneedecke kantig aufgebaute Schwachschichten vorgefunden werden.

Abbildung 6: Schneeprofil aus der Goldberggrupe vom 22.02.2024

Während des Niederschlags sorgte teilweise der Wind aus südlichen Richtungen für die Bildung eines Bretts, aber auch die Strahlung am Samstag trug zur Bildung des Bretts bei. Die Strahlung am Samstag führte neben einer kurzfristig erhöhten Auslösebereitschaft aber auch zu einer rasch zunehmenden Verbindung der verschiedenen Triebschneeansammlungen. Die nach dem Niederschlagsereignis erstellten Schneeprofile zeigten eine bereits gute Verbindung der Triebschneeansammlungen. Dies vor allem unterhalb von rund 2400 m (Abbildung 7 & 8).

Abbildung 7: Schneeprofil aus den Karnischen Alpen Mitte vom 26.02.2024

Abbildung 8: Schneeprofil aus der Goldberggruppe vom 27.02.2024

Mit der deutlichen Erwärmung und diffusen Strahlung ab Mittwoch führten die Wetterbedingungen zu einer Anfeuchtung der Schneedecke (Abbildung 9). Abbildung 10 zeigt die registrierten Schneeoberflächentemperaturen an der automatischen Wetterstation Viehbichl. Mit der meist hohen Schneefallgrenze und der Erwärmung konnte vor allem in den Karawanken an allen Expositionen unterhalb von rund 1800 m bereits eine zunehmende Durchnässung der Schneedecke festgestellt werden (Abbildung 11).

Abbildung 9: Schneeprofil aus der Ankogelgruppe vom 28.02.2024

Abbildung 10: Die registrierten Schneeoberflächentemperaturen an der automatischen Wetterstation Viehbichl in der Goldberggruppe auf 2407 m

Abbildung 10: Schneeprofil aus den Karawanken vom 29.02.2024, die oberen 20 cm Schnee wiesen eine deutliche Durchnässung und mit 687 kg/m3 eine hohe Dichte auf

EREIGNISSE

Die spontane Lawinenaktivität hat mit der Intensivierung der Schneefälle am Freitag Nachmittag bis Samstag Früh deutlich zugenommen. Die Bildung von Gleitschneerissen und das Abgleiten von Gleitschneelawinen konnte vor allem ab Sonntag an Grashängen beobachtet werden. Mit der Erwärmung und diffusen Strahlung erhöhte sich die Aktivität von nassen Lockerschneelawinen. Sprengerfolge konnten vor allem in den weichen Schichten im oberen Bereich der Schneedecke erzielt werden. Von Wintersportlern ausgelöste Lawinen wurden nicht gemeldet.

Spontane Schneebrett-Lawinen Größe 2 im Bereich des Gosinkopfes – Hochfleiß in der Goldberggruppe auf rund 2600 m; Exposition: West; Auslösezeitpunkt vermutlich in der Nach von Freitag auf Samstag (23.02./24.02.2024)

Künstlich ausgelöste Schneebrett-Lawine Größe 2; Schareck in der Goldberggruppe auf rund 2400 m; Exposition: Süd; Auslösezeitpunkt: Samstag 24.02.2023

Nasse Lockerschneelawine Größe 1 im Hochstuhlkar auf rund 1700 m; Exposition: Nord

Gleitschneerisse am Kosiak, Karawanken auf rund 1700 m; Exposition: Süd

AUSBLICK

Mit dem Regen ist ein Anstieg der Gefahr von Nass- und Gleitschneelawinen zu erwarten. Mit etwas Neuschnee und Wind aus südlichen Richtungen bilden sich meist dünne Triebschneeansammlungen in hohen Lagen. An Schattenhängen oberhalb von rund 2400 m bleibt das Altschneeproblem bestehen.